Erstellt von Luisa Jabs |

Am 23. Juni 2021 wurde das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin eröffnet. Es soll ein Lern- und Erinnerungsort zum Thema Zwangsmigration sein. Dabei geht es sowohl um die Vertreibungen von Deutschen nach dem 2. Weltkrieg als auch um die Geschichte der Zwangsmigration bis im 20. Jahrhundert.

Die Ausstellung des Dokumentationszentrums ist in zwei Teile unterteilt: Im 1. Obergeschoss geht es um Fluchtbewegungen weltweit. Im 2. Obergeschoss fokussiert sich die Ausstellung auf die Vertreibung von deutschen Minderheiten nach dem 2. Weltkrieg. Der Eintritt ist frei. Auch die Führungen, die auf deutsch immer donnerstags, samstags und sonntags angeboten werden, kosten nichts. Es gibt eine weitere Führung in englischer Sprache, die immer sonntags um 16:30 Uhr stattfindet. Aufgrund der Pandemie muss man für den Besuch lediglich ein Online-Zeitfensterticket buchen und eine FFP2-Maske tragen.

Über 700 Exponate werden gerade ausgestellt. Ab 2022 wird es zusätzlich zur Dauerausstellung immer wechselnde Sonderausstellungen geben. Neben den Ausstellungsstücken bietet das Dokumentationszentrum eine Bibliothek. Darin kann man entweder selbst zum Thema lesen oder sich zahlreiche Zeitzeug*innen-Interviews anschauen.

Im 1. Obergeschoss finden sich Karten, Bilder und Videos zu Europa. Der Ausstellungsteil über europäische Zwangsmigration beschäftigt sich mit der Entstehung nationaler Grenzen. Und anschließend mit deren Veränderungen. Besonders interessant ist hierbei ein Bildschirm: Darauf ist in einer Bildfolge zu sehen, wie sich die Grenzen in Zentraleuropa über die Jahre verändern.

Des Weiteren zeigt das Dokumentationszentrum hier weltweite Flucht- und Vertreibungsbewegungen. Zusätzlich wird der Alltag in Flüchtlingslagern thematisiert – zu sehen sind auch Bilder der Notunterkunft in Berlin Tempelhof. Viele Flüchtende und Vertriebene finden sich aus verschiedenen Gründen in solchen Unterkünften wieder. Ein besonderes Highlight ist eine Videoinstallation mit drei Bildschirmen. Die Bildschirme sind hochkant aufgestellt, sodass einem jeweils drei Personen in Lebensgröße gegenüberstehen. Sie erzählen von ihren persönlichen Erinnerungen an ihre Flucht oder Vertreibung: ab 1945 aus deutschen Siedlungsgebieten, ab 1979 aus Südvietnam oder ab 1991 aus jugoslawischen Gebieten. Auch sie mussten sich in Deutschland erst eine neue Existenz aufbauen.

Das zweite Obergeschoss widmet sich den nach dem 2. Weltkrieg vertriebenen Deutschen. Und deren Integration in die Gesellschaft – eine Herausforderung bei ca. 12,5 Millionen Menschen, die eingegliedert werden mussten. Hier wird auf die Geschichte beider deutschen Staaten eingegangen, also auf die DDR und die Bundesrepublik. Durch persönliche Biografien und Geschichten werden hier Schicksale geschildert – von Helfer*innen und Vertriebenen.

Moderne Methoden der Vermittlung (aus der Museumspädagogik) werden vielfältig genutzt. Viele Bildschirme regen zur Interaktion auf Touchscreens an. So können Themen vertieft und weitere Informationen gefunden werden. Im 2. Obergeschoss lassen sich kleine Infotafeln an Schaukästen wie Bücher umblättern. Es gibt also viel zu lesen, anzuschauen und zu entdecken. Auch Möglichkeiten für eigenes schriftliches Feedback sowie Abstimmungen sind vorhanden. Der Besuch lohnt sich für alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen wollen. Für kleine Kinder ist die Ausstellung aber etwas zu textlastig.

 

Öffnungszeiten
Di - So 10 - 19 Uhr

Adresse
Stresemannstraße 90, 10963 Berlin

Eintritt
frei

Webseite
www.flucht-vertreibung-versoehnung.de

Copyright: Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung